Neue Chancen dank beruflichem Quereinstieg
von Martin Bunjes
Der Fachkräftemangel ist für viele unserer Mitglieder spürbar. Manche Unternehmen denken bei ausgeprägten Mangelberufen ans Organisieren von Passerellen für Quereinsteigerende. Vereinzelte verfügen bereits über Erfahrung. Selbstverständlich soll das Umlernen effizient erfolgen und die Arbeitskräfte rasch etabliert und integriert sein.
Am Vernetzungsanlass erarbeiten wir wesentliche Qualitätsmerkmale für Quereinstiegsprogramme. Unterstützung bieten zwei Expertinnen:
- Claudia Defila, Studiengangsleiterin “Studiengang Primarstufe für Quereinsteigende (Quest)“an der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZ) sowie
- Corinne Gasal, lic.phil., Kommunikationsspezialistin, Ghostwriterin und aktuell Studentin im QUEST.
Sie beleuchten das Thema aus Anbieter- und Absolventenperspektive und klären grundsätzliche Ansprüche.
- Wie (genau) müssen die Kompetenzanforderungen im künftigen Tätigkeitsfeld für Kandidierende und Programmgestaltende formuliert sein?
- Je präziser das Profil definiert ist, desto besser gelingen Planung des Lernprozesses und die Rekrutierung. Es ist für die Kandidatinnen und Kandidaten wichtig zu wissen, aus welchen Teilaspekten sich die neue Aufgabe zusammensetzt; die Qualifikations-Elemente gewinnen ihre Bedeutung ohnehin aus den künftigen Jobanforderungen.
- Je präziser das Profil definiert ist, desto besser gelingen Planung des Lernprozesses und die Rekrutierung. Es ist für die Kandidatinnen und Kandidaten wichtig zu wissen, aus welchen Teilaspekten sich die neue Aufgabe zusammensetzt; die Qualifikations-Elemente gewinnen ihre Bedeutung ohnehin aus den künftigen Jobanforderungen.
- Die Auswahl der Kandidierenden ist zentral: Wie kann ein valider Selektionsprozess aussehen? Was ist entscheidend?
- Das Auswahlprozedere ist zentral. Bei der PHZ besteht es z.B. aus einer Selbsteinschätzung, einem Motivationsschreiben, einem längeren Besuch im Berufsfeld inkl. Gesprächen mit Akteuren sowie einem Assessment einschliesslich Rollenspielen. Auch nach einem komplexen Selektionsprozess gibt es noch keine Garantie, dass alle Teilnehmenden des Prozesses bei der Stange bleiben oder wirklich passen.
- Das Auswahlprozedere ist zentral. Bei der PHZ besteht es z.B. aus einer Selbsteinschätzung, einem Motivationsschreiben, einem längeren Besuch im Berufsfeld inkl. Gesprächen mit Akteuren sowie einem Assessment einschliesslich Rollenspielen. Auch nach einem komplexen Selektionsprozess gibt es noch keine Garantie, dass alle Teilnehmenden des Prozesses bei der Stange bleiben oder wirklich passen.
- Finanzielles: Wie werden Ausbildung und Lebenshaltungskosten der Umsteigenden finanziert?
- In Firmenprogrammen wird Gehalt bezahlt; bei der PHZ nicht. Der Studiengang ist so angelegt, dass man zu Beginn im angestammten Beruf bleibt und erst wenn der „Boden“ vorhanden ist, den beruflichen Wechsel vollzieht.
- In Firmenprogrammen wird Gehalt bezahlt; bei der PHZ nicht. Der Studiengang ist so angelegt, dass man zu Beginn im angestammten Beruf bleibt und erst wenn der „Boden“ vorhanden ist, den beruflichen Wechsel vollzieht.
- Erfahrene lernen anders: Welche Ansprüche an Lernarten und -formen oder an Lernsettings sind zu beachten? Dualer Mix Theorie/ Praxis?
- Je nach Vorbildung und Vorerfahrung erwarten Teilnehmende freiere Lernformen; ein strenges Korsett erlaubt weniger Individualisierung und letztere ist bei vielfältigen Gruppen von Quereinsteigenden enorm wichtig. Raum für Austausch, Vernetzung und Peer-Learning muss unbedingt eingeplant werden.
- Je nach Vorbildung und Vorerfahrung erwarten Teilnehmende freiere Lernformen; ein strenges Korsett erlaubt weniger Individualisierung und letztere ist bei vielfältigen Gruppen von Quereinsteigenden enorm wichtig. Raum für Austausch, Vernetzung und Peer-Learning muss unbedingt eingeplant werden.
- Welche formellen und informellen Selektionsmechanismen sind im Lauf der Ausbildung sinnvoll, um die Eignung (Selbst- und Fremdevaluation) und zu prüfen?
- Während des Qualifizierungsprozesses erhalten die Teilnehmenden in verschiedener Weise immer wieder Rückmeldung. Ziel ist, dass sich weniger gut geeignete Personen frühzeitig selbst aus dem Rennen nehmen.
- Während des Qualifizierungsprozesses erhalten die Teilnehmenden in verschiedener Weise immer wieder Rückmeldung. Ziel ist, dass sich weniger gut geeignete Personen frühzeitig selbst aus dem Rennen nehmen.
- Braucht es spezielle Massnahmen, um die Gleichwertigkeit zwischen traditionell Ausgebildeten und „Schnellbleiche“-Arbeitskräften im Tätigkeitsfeld zu sichern? Ist mit Rivalitäten zu rechnen?
- Solide Qualifizierungsprozesse helfen, den Vorwurf von „Schnellbleiche“ zu entkräften. Wie die neu ausgebildeten Kräfte in ihrer Arbeitsumgebung aufgenommen werden, ist sehr verschieden und hängt stark von den Vorgesetzten ab.
- Solide Qualifizierungsprozesse helfen, den Vorwurf von „Schnellbleiche“ zu entkräften. Wie die neu ausgebildeten Kräfte in ihrer Arbeitsumgebung aufgenommen werden, ist sehr verschieden und hängt stark von den Vorgesetzten ab.
- Kollegiale Vernetzung oder Kundenkontakte sind in vielen Berufen erfolgskritisch; braucht es spezielle Massnahmen für Quereinsteigende?
- Möglicherweise ja – helfen können interne Schlüsselpersonen und Mentor:innen.
In der Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie der Netzwerkerin Elisabeth Michel-Alder bestätigte sich, dass inzwischen viele Unternehmen Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger rekrutieren.
- Probleme kann es bei Lohneinstufungen geben, je nach Bewertung und Anrechnung früherer (spezifischer oder genereller) Erfahrungen. Es lohnt sich, entsprechende Regeln im Voraus festzulegen und zu publizieren.
- Quereinsteigende erhalten während der «Umschulung on the job» in einigen Unternehmen (z. B. Detailhandel) bereits den vollen Lohn (was die Rekrutierung erleichtert), in anderen eine reduzierte Entschädigung. Meist wird der berufliche Wechsel mit dem Einstieg ins Programm vollständig vollzogen; allenfalls gibt es zuvor – um die Realität zu prüfen – die Möglichkeit eines Praktikums mit entsprechendem Basislohn.
- Viel Wert wird in den Unternehmen auf rasche Integration der neuen Kolleginnen und Kollegen gelegt. Damit wird beabsichtigt, nicht nur die fachlichen, sondern auch die sozialen Fähigkeiten des neuen Berufs zu entwickeln.
- Ausbildungsprogramme für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger funktionieren nur für Unternehmen einer gewissen Grösse. Ist diese nicht gegeben, besteht die Möglichkeit, dass sich kleinere Firmen zu Ausbildungsverbünden zusammenschliessen wie das in der Lehrlingsausbildung bereits verbreitet ist. Allerdings sind dazu zwischen den Firmen klare Absprachen z. B. für den Umgang mit Firmengeheimnissen nötig.
Winterthur, 12.12.24