Seminar 60+, Vorbereitung auf die Pensionierung, Veranstaltungsrückblick
von Martin Bunjes
Viele Unternehmen tun es und es gehört zum kleinen Einmaleins traditioneller Personalarbeit: Mitarbeitende ab 60 nehmen an 1- bis 2-tägigen Veranstaltungen teil, die sie über ihre künftige finanzielle Situation aufklären und für die Zeit nach dem aktiven Berufsleben sensibilisieren.
Vanessa Oppenhoff, Assistentin der Stiftungsdirektion und Leiterin des Backoffice der Gesundheitswelt Zollikerberg – ein Unternehmen mit Akutspital, Alterszentren und Thinktank – stellt das Kurskonzept ihres Unternehmens vor und fragt nach möglichen und wünschbaren Weiterentwicklungen.
Elisabeth Michel-Alder kontextualisierte diese Kurse mit folgenden vier Forschungsergebnissen:
- Wir erfahren einen starken demografischen Wandel: Die Lebenserwartung von 65Jährigen umfasst heute weitere 20 - 25 Jahre
- Aktuelle bundesrätliche Alterspolitik (Mai 2025) fokussiert auf freiwilliges längeres Arbeiten, nicht auf Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters für alle.
- In der Altersgruppe 65 -74 leisten 23% der Männer/15% der Frauen Erwerbsarbeit; doch der Arbeitsmarkt für Ältere steht voller Hürden
- Weichenstellungen für eine andere und längere Berufsweggestaltung werden 10 -15 Jahre vor dem Referenzalter gestellt.
Die Präsentation wurde an die Teilnehmenden verschickt. Interessierte können sie bei martin.bunjes@spurenwechseln.ch anfordern.
Im Anschluss an die Präsentation wurden unter den Teilnehmenden die folgenden Aspekte diskutiert.
- Es ist wertvoll, die Partnerinnen und Partner der Mitarbeitenden ebenfalls an die Schulungen "einzuladen", weil die Gestaltung der späteres Lebensphasen nicht individuell, sondern im kleinen sozialen Netz geplant wird.
- Ein Unternehmen bieten - im Einklang mit den Forschungsergebnissen - zwei Angebote an. Eines 60+, eines 54+ mit dem Fokus auf berufliche Fitness, Weichenstellung, Zukunftsgestaltung, längeres Arbeiten.
- Es wird allgemein, gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, als wünschenswert betrachtet, dass kompetente und engagierte (nicht alle) Mitarbeitende über das Referenzalter hinaus arbeiten. Es sind frühzeitig Gespräche zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden nötig, um den Fachkräften eine Perspektive zu öffnen und die Voraussetzungen für weitere Entwicklungen zu schaffen. Kreative Mid-Career-Kicks
- Wenn länger gearbeitet wird, sind aktuell häufig Jahresverträge üblich. Danach wird wieder diskutiert und das Arbeitsverhältnis um ein Jahr verlängert. Solche Arbeit auf Abruf bringt beiden Seiten nicht viel. Offensivere Angebote für beispielweise weitere fünf Jahre versprechen eine bessere Integration, substanzielles Engagement und mehr Leistung.
- Wer Reflexionspausen für 54- oder 45Jährige anbietet, sollte auch Ideen für Mitarbeitende bereithalten, die sich überfordert fühlen und ans Aussteigen denken.
- Im Vorsorgeausweis werden die Zahlen häufig nur bis zum Referenzalter ausgewiesen bzw. die Folgen aufgezeigt, wenn vorher aufgehört wird zu arbeiten. Es wäre wertvoll, auch aufzuzeigen, was die Folgen sind, wenn länger gearbeitet wird.
- Unternehmen brauchen Strategien und konkrete Programme, um die Mitarbeitenden nur schon bis zu offiziellen Referenzalter bei der Stange zu halten; für längeres Arbeiten erst recht.
Was nehmen die Teilnehmenden mit?
- Eine Sensibilisierung für das Thema. Auch kleine Impulse, z. B. gezielt Mitarbeitende anzusprechen, können eine grosse Wirkung entfalten. Es muss intern (wer?) diskutiert werden, welchen Mitarbeitenden solche Angebot gemacht werden sollen. Wie kann das HR die "Linie" dabei unterstützen und in welcher Rolle?
- Ein frühes Angebot, um mit den Mitarbeitenden über ihre Zukunftsplanung ab 50 Jahren zu sprechen ist wertvoll.
- Wie können Programm-Angebote an Mitarbeitende aussehen, damit diese gern länger arbeiten?
- Es ist wertvoll, zu den Kursen auch die Partnerinnen und Partner einzuladen.
Winterthur, 27.08.25
